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Gifhorn: „Bittere Nachricht“ für Conti! Werk schließt – Hunderte Mitarbeiter betroffen

Conti kann nicht mehr. Der Zulieferer zieht die Reißleine und schließt das Werk in Gifhorn. Hunderte Mitarbeiter sind betroffen.

Die Produkte des Conti-Bremsenwerks in Gifhorn werden auch in E-Autos gebraucht. Doch die Kosten bekam der Standort nicht in den Griff. Jetzt zieht der Zulieferer die Reißleine.
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Schock bei Conti! Jetzt ist es amtlich: Continental will sein defizitäres Werk in Gifhorn bis Ende 2027 schließen.

Schon im kommenden Jahr soll mit der schrittweisen Verlagerung der Produktion begonnen werden, kündigte der Automobilzulieferer am Freitag (7. Juli) an. Betroffen seien zunächst 450 der insgesamt rund 900 Mitarbeiter am Standort.

Gifhorner Conti-Werk bald Geschichte

Grund sei der zunehmende Kostendruck, sinkende Nachfrage und die nicht wettbewerbsfähige Kostenstruktur vor Ort. Der Standort schreibt früheren Angaben zufolge trotz guter Auslastung seit Jahren rote Zahlen.

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Das Werk war 1998 mit der Übernahme des Bremsen-Herstellers Teves zu Continental gekommen. Im ersten Schritt soll die Fertigung von Luftversorgungs-Systemen und das Ersatzteil-Geschäft an andere Conti-Standorte verlagert werden. Die Fertigung von Ventil-Blöcken und Kolben-Töpfen wird zunächst fortgesetzt, soll dann bis Ende 2027 an externe Zulieferer ausgelagert werden. Über Details wolle der Aufsichtsrat im Dezember entscheiden.

Die Produkte des Conti-Bremsenwerks in Gifhorn werden auch in E-Autos gebraucht. Doch die Kosten bekam der Standort nicht in den Griff. Jetzt zieht der Zulieferer die Reißleine.
Die Produkte des Conti-Bremsenwerks in Gifhorn werden auch in E-Autos gebraucht. Doch die Kosten bekam der Standort nicht in den Griff. Jetzt zieht der Zulieferer die Reißleine. (Archivbild) Foto: picture alliance / dpa

IG Metall mit deutlichen Worten zur Gifhorner Conti-Schließung

Die IG Metall sprach von einer „bitteren Nachricht“. Sie begrüßte aber die „Lösungsansätze, um Kolleginnen und Kollegen von Arbeit in Arbeit zu bringen“. Dafür habe die IG Metall gemeinsam mit dem Betriebsrat gerungen.

Ziel sei es, möglichst viele der Arbeitsplätze zu erhalten, kündigte Personal-Vorständin Ariane Reinhardt an. „Es ist unsere feste Absicht, möglichst viele der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Arbeit in Arbeit zu bringen, also den nahtlosen Übergang in eine neue Beschäftigung innerhalb von Continental oder auf dem externen Arbeitsmarkt zu ermöglichen.“

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Conti habe zudem Gespräche mit in der Region ansässigen Unternehmen aufgenommen, die qualifiziertes Personal suchen, und prüfe darüber hinaus zukünftige externe Nutzungsmöglichkeiten für den Standort, wie beispielsweise die Ansiedlung von Fremdfirmen.

Politiker zeigen sich schockiert

Bundesminister für Arbeit und Soziales, Hubertus Heil (SPD), zeigt sich nach dem Conti-Aus in Gifhorn geschockt: „Die heutige Entscheidung von Continental zur Einstellung des Geschäftsbetriebes zum Ende des Jahres 2027 ist ein einschneidendes Ereignis in der Industriegeschichte unserer Heimat und im Leben der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Continental in Gifhorn.“ Für ihn ist klar: „Jetzt gilt es, klare Perspektiven für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erarbeiten.“

Philipp Raulfs von der SPD in Gifhorn bezeichnet die Werksschließung als „Ende einer Ära“. Und: „Für viele Gifhornerinnen und Gifhorner ist das alte Teves-Werk Teil der Stadtidentität.“


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Gifhorns Bürgermeister Matthias Nerlich findet die Conti-Entscheidung „zutiefst bedauerlich, falsch und unzeitgemäß.“ Für ihn steht fest: „Ich bin fest davon überzeugt, dass dieser Standort eine Chance hat, gerade weil wir so viele hochqualifizierte Fachkräfte direkt vor Ort haben. Deshalb wird die Stadtverwaltung zusammen mit der städtischen Wirtschaftsförderung WiSta eine aktive Rolle übernehmen, um diesen Industrie-Standort und damit Arbeitsplätze zu erhalten – und das in enger Zusammenarbeit mit Hubertus Heil und Philipp Raulfs, mit denen wir bereits im Austausch stehen.“

Für das Werk Gifhorn, das unter anderem Komponenten für E-Autos von VW fertigt, war 2015 mit der IG Metall eine Standort-Sicherung bis Ende 2025 und eine Beschäftigungs-Sicherung bis Ende 2023 vereinbart worden. Seit Monaten wurde darum gerungen, wie es danach weitergeht. (dpa)