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Niedersachsen: Ex-Pastor wegen 163-fachen Betrugs vor Gericht – „Habe noch keinen vergleichbar gelagerten Fall erlebt“

Niedersachsen: Ex-Pastor wegen 163-fachen Betrugs vor Gericht – „Habe noch keinen vergleichbar gelagerten Fall erlebt“

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Ein Ex-Pastor muss sich in Hildesheim vor Gericht verantworten. Der Vorwurf: 163-facher Betrug! Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Hildesheim. 

Ein Ex-Pastor muss sich seit Mittwoch vor dem Landgericht Hildesheim in Niedersachsen verantworten.

Der Vorwurf: 163-facher Betrug! Ein außergewöhnlicher Fall, wie auch Oberlandeskirchenrat Rainer Mainusch aus Niedersachsen anmerkt. Der Leiter der Rechtsabteilung im Landeskirchenamt sagt ganz deutlich: „Ich habe in meiner beruflichen Laufbahn noch keinen vergleichbar gelagerten Fall erlebt.“

Niedersachsen: Ex-Pastor wegen Betrugs vor Gericht – das war seine Masche

Seit Mittwoch steht ein Ex-Pastor in Hildesheim (Niedersachsen) vor Gericht. Er soll zwischen September 2012 und Dezember 2016 sage und schreibe 163 Mal betrogen haben. Ganze zwei Stunden hat es gedauert, bis die Staatsanwältin im Prozess die Anklage verlesen hatte.

Der 61-Jährige soll gefälschte und fingierte Quittungen und Rechnungen beim Kirchenamt Hildesheim eingereicht haben, um sich eine zusätzliche Geldquelle zu verschaffen. Neben den selbst gebastelten Belegen sollen unter anderem Essenslieferungen, Verbrauchsgegenstände der Gemeinde, Bücher und Musikinstrumente bezahlt worden sein.

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So dreist soll der Ex-Pastor vorgegangen sein

Und das, obwohl die Anschaffungen laut Gericht nicht vom Kirchenvorstand beschlossen waren. Auch sollen sie nicht für den Kirchenverband bestellt worden sein. Dazu soll er die Unterschriften angeblicher Verkäufer gefälscht haben. Diese wiederum sollen teils erfunden, teils aber auch schon gestorben sein. Andere wiederum existieren, boten aber die angeblich bezahlte Ware nicht an. Die Rechnungen soll er in vielen Fällen per Computer selbst gefälscht haben.

So soll der Ex-Pastor nach Angaben des Gerichts mehr als 52.000 Euro erbeutet haben. Rund 10.000 Euro soll der Angeklagte schon zurückgezahlt haben.

Der 61-Jährige kündigte über seinen Anwalt an, er wolle sich zu den Vorwürfen äußern – laut und vernehmlich sagte er „Ja“ auf die entsprechende Frage. Das werde er aber erst beim nächsten Verhandlungstermin am Freitag tun, meinte sein Verteidiger: Was der Ex-Pastor zu sagen habe, werde „nicht so ganz kurz“ ausfallen.

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So soll die Landeskirche den Betrug entdeckt haben

Nach Angaben der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers waren nach dem Ausscheiden des Pastors Unstimmigkeiten bei einer stichprobenartigen Überprüfung aufgefallen. Das Landeskirchenamt schaltete dann nach einer erneuten Prüfung die Staatsanwaltschaft ein und suspendierte den 61-Jährigen.

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Eine rechtskräftige Verurteilung zu einer Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr würde demnach automatisch zu einem Ausscheiden aus dem Dienst mit Verlust der Pensionsansprüche führen. Oberlandeskirchenrat Rainer Mainusch, Leiter der Rechtsabteilung im Landeskirchenamt: „Ich habe in meiner beruflichen Laufbahn noch keinen vergleichbar gelagerten Fall erlebt.“ (abr mit dpa)