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VW: Bernd Osterloh verlässt den Betriebsrat – DAS waren seine größten Verdienste für die Mitarbeiter

VW: Bernd Osterloh verlässt den Betriebsrat – DAS waren seine größten Verdienste für die Mitarbeiter

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Bernd Osterloh hat sich immer für die Mitarbeiter eingesetzt. (Archivbild) Foto: dpa

Wolfsburg. 

Es ist wie eine Erschütterung der Macht gewesen, als VW am Freitagvormittag den Rücktritt von Betriebsratschef Bernd Osterloh (64) bekannt gegeben hat.

Der 64-Jährige, der sich 16 Jahre an der Spitze des VW-Betriebsrats für Hunderttausende Mitarbeiter stark gemacht hat, wechselt nun zur – wie er es selbst immer gerne bezeichnete – „dunklen Seite der Macht“. Er wird Personalvorstand bei der VW-Tochter Traton, ist nun Manager und nicht mehr Vermittler.

Bernd Osterloh verlässt VW-Betriebsrat

In 16 Jahren hat er allerdings für die Arbeitnehmer eine Menge erreichen können.

2005 wurde er nach dem Skandal-Rücktritt von Vorgänger Klaus Volkerts an die Spitze gewählt und sollte dort bis zum Ende April 2021 bleiben.

Er holte den VW Golf ins Stammwerk in Wolfsburg

Den ersten großen Sieg unter der Führung von Bernd Osterloh holte der Betriebsrat 2006. Die Produktion des VW Golf sollte verlagert werden, doch man einigte sich auf das Stammwerk in Wolfsburg als Herstellungsort. Im Gegenzug mussten die Beschäftigten länger arbeiten bei gleicher Bezahlung.

Die Alternative wären vermutlich mindestens Hunderte Jobverluste gewesen, denn das Stammwerk war zu dieser Zeit nur zu 70 Prozent ausgelastet, was für den Konzern zu teuer war.

Anschließend verhinderte er gemeinsam mit dem Betriebsrat die seit 2005 geplante Übernahme von VW durch Porsche. Damaliger Porsche-Chef Wendelin Wiedeking hatte 2007 angekündigt, dass es bei VW keinen Haustarifvertrag mehr geben werde, 2008 wollte er eine Satzungsänderung durchdrücken, welche die Macht des Landes Niedersachsen bei VW beschneiden sollte.

Osterloh reagierte prompt und warf dem damaligen Chef vor, er wolle mit der „Arroganz eines Alleinherrschers“ schalten und walten. Der Widerstand hat sich gelohnt, VW schluckte anschließend Porsche und nicht andersherum.

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Das ist Bernd Osterloh:

  • geboren am 12. September 1956 in Braunschweig
  • machte 1973 seinen Abschluss zum Industriekaufmann
  • startete 1977 bei Volkswagen Wolfsburg
  • war seit 2005 Betriebsrats-Boss von VW

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Bernd Osterloh rettete das VW-Gesetz

Zudem hat Bernd Osterloh sich dafür eingesetzt, das VW-Gesetz beizubehalten. Das Gesetz besagt, dass kein Aktionär mehr als 20 Prozent der Stimmrechte ausüben darf, auch wenn er mehr Anteile besitzt. Das soll den Konzern vor feindlichen Übernahmen schützen und den Mitarbeitern die Mitbestimmung in wichtigen Punkten sichern.

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Außerdem sichert das Gesetz dem Bund und dem Land Niedersachsen zu, dass sie je zwei Mitglieder in den Aufsichtsrat entsenden können, sofern ihnen Aktien des Konzerns gehören. Produktionsstätten dürfen nur errichtet und Standorte nur verlegt werden, wenn der Aufsichtsrat mit Zweidrittel-Mehrheit zustimmt. Damit ist das Land in der Lage, mit den Arbeitnehmervertretern im Aufsichtsrat Standorte und Arbeitsplätze in Deutschland zu sichern.

Scharfer Kritiker von VW-Boss Herbert Diess

Er trat immer wieder auch als scharfer Kritiker von Vorstandschef Herbert Diess auf. So lieferten sich beide in den vergangenen Jahren harte Auseinandersetzungen um das Umbau- und Sparprogramm „Zukunftspakt“ oder um die Arbeitsbedingungen beim teils stockenden Anlauf wichtiger Modelle wie dem Golf 8 oder ID.3.

Seinen letzten Sieg für die Arbeitnehmer bei VW hat Bernd Osterloh erst vor einigen Tagen eingefahren: Eine 2,3 Prozent-Erhöhung des Haustarifes nach monatelangen Verhandlungen und vielen Warnstreiks. Es ist die erste Erhöhung für die Mitarbeiter von VW seit drei Jahren. Zusätzlich bekommen die Angestellten die Option, Zusatzvergütungen in freie Tage umzuwandeln.

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Bernd Osterloh hat an der Spitze des Betriebsrates eine Menge für die VW-Mitarbeiter getan.

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Über seine Nachfolgerin Daniela Cavallo (46) sagte er am Freitag, dass sie „führungsstark, empathisch und so strategisch denkend sei, dass sich viele noch wundern werden.“ (fb mit dpa)